von Thomas Hagemann, Westfalenpost
Menden. Seit Herbst können arme Familien bei De-Cent wieder günstig Lebensmittel kaufen. Doch die Reserven der Helfer gehen zu Ende. Die Not nicht.
Sie brauchen frisches Geld, um weiter Lebensmittel für bedürftige Familien zu kaufen: Mit einem neuerlichen Spendenaufruf wenden sich die Ehrenamtlichen des Katholischen Vereins für Soziale Dienste in Menden (SKFM) an die Öffentlichkeit. Laut dem Vorsitzenden Franz Daniel soll der Zukauf von Lebensmitteln für den De-Cent-Laden im Sozialkaufhaus an der Fröndenberger Straße bis Ostern verlängert werden. Wie berichtet, laufen diese Zukäufe, die ausbleibende Gratis-Lieferungen aus Supermärkten ersetzen müssen, bereits seit September. Die so entstandene Unterstützung für bedürftige Familien und ältere Menschen sei „enorm“, erklärt Franz Daniel.
300 Familien können dank Zukäufen wieder wöchentlich zu De-Cent
Ursprünglich waren die Zukäufe begrenzt auf vier Monate, also von September bis zum Jahresende. Mendener Einrichtungen und Institutionen hatten die erste Aktion mit großzügigen Spenden ermöglicht. Mehr als 300 Familien konnten in den vergangenen Monaten wieder ein Mal wöchentlich im De-Cent-Laden stark vergünstigt einkaufen. Zuvor durften sie nur noch alle zwei oder drei Wochen kommen. Und häufig war trotzdem kaum noch etwas da.
Wegfall des Angebots, dafür mehr Nachfrage auch durch Geflüchtete
Ohne die Zukäufe hatte der De-Cent-Laden seinen Kundinnen und Kunden zuletzt nur noch fast leere Regale zu bieten. Die Einkaufstakte wurden enorm gestreckt, der SKFM bat zudem die Mendener Schulen um haltbare Lebensmittel. 6000 Schülerinnen und Schüler – und deren Eltern – ließen sich nicht lange bitten: Sie kauften und sammelten große Mengen an Konserven, doch auch der Bedarf war enorm. Schließlich beschloss der Verein auf die Zukäufe zu setzen. Die Ware wird nun meist bei Rewe Drath und Edeka Enste in Menden vergünstigt eingekauft. Nach dem ersatzlosen Wegfall der Real-Märkte in Menden und Hemer als wichtigen Lieferanten von Gratis-Lebensmitteln nahe am Mindesthaltbarkeitsdatum musste laut Daniel etwas passieren – auch angesichts der stark gestiegenen Nachfrage durch die Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine.
Viele kommen aus Scham nicht her: „Das ist falsch“
Doch es sind auch viele Ur-Mendener, die sich nach Schicksalsschlägen oder Trennungen im De-Cent-Laden einfinden müssen. De-Cent-Leiter Franz-Josef Albert ist überzeugt, dass die Zahl der Anspruchsberechtigten noch viel größer ist als die aktuell etwa 800 Berechtigten: „Aber die Menschen kommen aus Scham nicht her. Das ist falsch.“ SKFM-Geschäftsführerin Marita Hill betont: „Ich komme nicht hierher, wenn ich nicht muss“. Niemand, der berechtigt ist, werde abgewiesen. Um das leisten zu können, sei der SKFM aber auch auf die Solidarität der Mendener angewiesen.