Die Pastoratstraße 20 hat schon vielen Mendenern so etwas wie eine Heimat auf Zeit gegeben. Sie ist gleichsam eine Episode des Übergangs in einen neuen Lebensabschnitt, wenn erst einmal der Anfang gemacht ist.
Pastoratstraße 20: Anschrift für Wohnungslose
4. Februar 2016
Menden. Wenn plötzlich die meisten Tage zu einem einzigen Hoffen und Bangen werden, wenn es nicht einmal mehr eine eigene Wohnung mit Postanschrift gibt: Bis zu 30 Mendener erleben das als ständige Realität. Sie sind allesamt unter der Adresse Pastoratstraße 20 zu erreichen. Es ist die offizielle Anschrift des Katholischen Vereins für soziale Dienste (SKM).
Die klassisch Langzeit – Obdachlosen oder Dauer – Wohnungslosen gibt es in Menden nicht, gleichwohl eine Fülle von Menschen, die in große persönliche Notlagen geraten. Franz Daniel, SKM-Vorsitzender, und Marita Hill, hauptamtliche Geschäftsführerin, berichten gegenüber der WP: „Manchmal sind Menschen so stark verschuldet, dass sie ihre Wohnung verlieren und übergangsweise bei Verwandten, Freunden und Bekannten wohnen müssen.“
Auch bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen komme es immer mal wieder vor, dass sie ihr Elternhaus verlassen und sie keine eigene Wohnung haben.
Die Adresse Pastoratstraße 20 ist ein Notnagel, darauf mache n alle Verantwortlichen bei ersten Kontaktaufnahmen aufmerksam. Für die Hilfesuchenden ist es unabdingbar, postalisch erreichbar zu bleiben. Aus guten Grund gibt es einen Erfahrungswert: „Die Menschen kommen im Grunde täglich zu uns und schauen nach ihrer Post“, weiß Franz Daniel. Häufig Schreiben von Behörden Häufig sind es Schreiben von Behörden, die mit Fristen verbunden sind. Das können Vorladungen des Amtsgerichts sein, aber auch Mitteilungen des Jugendamtes oder des Job -Centers oder Gebührenbescheide. Im Bereich dieser Schnittstelle darf bei der Erreichbarkeit nichts schiefgehen, sonst könnte das Leben noch mehr aus den Fugen geraten.
Vieles hängt von der Kooperationsbereitschaft ab. Der SKM äußert beim Erstkontakt klar, dass die Adresse Pastoratstraße 20 nur für einen begrenzten Zeitraum zur Verfügung steht. Franz Daniel: „In der Regel sind es maximal acht Wochen.“ Parallel wird bereits an Lösungen für die Zukunft gearbeitet. Franz Daniel und Marita Hill: „Dem SKM liegt sehr daran, unmittelbar durch Beratung die Situation der Betroffenen zu verbessern.“ Was freilich nicht von heute auf morgen gelingen kann.
Heinz-Jürgen Czerwinski, Westfalenpost Menden